Kultur und Gesellschaft

Donnerstag, 6. Juli 2006

Kultur und Gesellschaft

Die deutsche Kultur hat sich, da Deutschland lange nicht als Nationalstaat existierte, über Jahrhunderte vor allem über die gemeinsame Sprache definiert. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff zunehmend auf Kulturbeiträge von Deutschen bzw. innerhalb deutscher Territorien bezogen. Daher sind viele Kulturschaffende zu ihrer Zeit nicht Deutsche im heutigen Sinne gewesen, an ihrer deutschen Identität bestehen aber keine Zweifel. Nicht wenige berühmte Vertreter aus Kultur und Wissenschaft waren allerdings zu ihrer Zeit in Deutschland selbst vornehmlich aus politischen oder religiösen Gründen verfemt; teilweise wurden sie ausgebürgert oder sahen sich zur Emigration veranlasst – unter ihnen beispielsweise Karl Marx, Friedrich Engels, Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, die Literaten Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein und viele andere.

Vor 1871 war aufgrund mangelnder Identifikationsmöglichkeiten über gemeinsame staatliche Zugehörigkeit das kulturelle, aber auch wissenschaftliche Erbe ein wichtiger Faktor zur deutschen Selbstverortung. Aus dieser Zeit stammt der Begriff „Land der Dichter und Denker“, der noch heute patriotische Verwendung findet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Deutschland die weltweit führende wissenschaftliche Nation, die auch kulturell, etwa im Film, einen der vorderen Plätze einnahm. Der personelle Aderlass durch Emigration ab der nationalsozialistischen Machtergreifung zerstörte diesen Status. Die Folgen sind in einigen Bereichen noch heute zu spüren.

Der Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur in der Welt dienen die Goethe-Institute mit weltweit 128 Standorten.

Literatur

Die deutsche Literatur reicht zurück bis in das Mittelalter. Hier sind besonders Autoren wie Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach zu nennen. Das Nibelungenlied, dessen Autor unbekannt ist, ist ebenfalls ein wichtiger Beitrag zur deutschen Literatur. Als die bedeutendsten deutschen Autoren gelten Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, Friedrich Hölderlin und Heinrich Heine und die Brüder Grimm; im 20. Jahrhundert waren deutsche Nobelpreisträger für Literatur Theodor Mommsen (1902), Paul Heyse (1910), Thomas Mann (1929), Hermann Hesse (1946), Heinrich Böll (1972) und Günter Grass (1999). Andere bedeutende Autoren sind u. v. a. Gottfried Benn, Bertolt Brecht und Arno Schmidt. Zu den einflussreichsten deutschen Philosophen zählen Gottfried Wilhelm Leibniz, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger.

Musik

Beethoven
Auf dem Gebiet der Musik kann Deutschland viele klassische Komponisten mit Weltruf vorweisen. Die Berühmtesten unter ihnen sind Johann Sebastian Bach und der eigentliche Begründer der deutschen Musik aus der Klassik, der aus Bonn stammende Ludwig van Beethoven. Weitere Komponisten von Weltrang sind Robert Schumann, Richard Wagner, Johannes Brahms, Richard Strauss, Max Reger, Carl Orff, Paul Hindemith und Hans Werner Henze.

Deutschland ist heute der viertgrößte Musikmarkt der Welt und hat auch die Pop- und Rockmusik, durch Künstler wie Herbert Grönemeyer, Nena, Dieter Bohlen und Xavier Naidoo, weitgehend beeinflusst.

Malerei

Bedeutende deutsche Renaissancekünstler sind unter anderem Albrecht Altdorfer, Lucas Cranach der Ältere, Matthias Grünewald, dessen Hauptwerk der berühmte Schongauer Altar ist, Hans Holbein der Jüngere und der wohl bekannteste unter ihnen Albrecht Dürer. Die bedeutendsten aus Deutschland stammenden Barockmeister sind Cosmas Damian Asam, sowie der in Siegen geborene, aber nach Antwerpen ausgewanderte Peter Paul Rubens. Weitere Künstler von Weltruf sind der Romantiker Caspar David Friedrich, der Surrealist Max Ernst, der Konzeptualist Joseph Beuys oder der Neoexpressionist Georg Baselitz.

Architektur

Die Architektur trug ebenfalls Blüte in Deutschland. Stilistisch werden die Epochen, wie in anderen europäischen Ländern, in die Stilrichtungen Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus unterteilt.


Romanik
Die Romanik findet sich in Deutschland häufig in Sachsen-Anhalt, dort existiert auch die Straße der Romanik. Zahlreiche Kirchen und Klöster sind dort im romanischen Stil errichtet. Im Rheinland gibt es die rheinische Romanik, deren Bauwerke wie z. B. der Dom zu Limburg oder die Stadtkirche zu Bacharach, oftmals farbig gefasst sind.

Von besonderer Bedeutung sind die Dome zu Aachen und Quedlinburg, aber auch der Dom zu Lübeck, der Dom zu Braunschweig, der Dom zu Ratzeburg, der Dom zu Trier, sowie der Dom zu Bamberg sind romanisch.


Gotik
Während der Gotik wurden die kühnsten Gebäude Deutschlands, für viele Jahrhunderte gebaut. In der Zeit der Gotik gab es einige Bauvorhaben wie den Kölner Dom. Er ist nach dem Mailänder Dom die größte gotische Kathedrale der Welt. Die Gotik drückte den tiefen christlichen Glauben der Deutschen in dieser Epoche aus. Die gotischen Kathedralen waren noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die höchsten deutschen Gebäude, das Ulmer Münster hat den höchsten Kirchturm der Welt.

Ulmer Münster: 161 Meter
Kölner Dom: 157 Meter

Renaissance

Rathaus_Augsburg
Während der Barock im kirchlichen Bereich meist im katholischen Deutschland zu finden ist, ist der Stil der Renaissance meist im evangelischen Deutschland beheimatet.

In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen finden sich im Bereich der Weser zahlreiche Schlösser und Herrensitze im Stil der Weserrenaissance. Ein hervorragendes Stadtbild im Stil der Renaissance haben die Städte Hameln und Lemgo. In Wolfenbüttel sind das Schloss der Welfen sowie die evangelische Stadtkirche Beatae-Maria-Virginis als besondere Beispiele der Renaissance erwähnenswert. Das Rathaus in Paderborn und Schloss Neuhaus bei Paderborn, das Rathaus in Hannoversch-Münden, das Schloss und die Schlosskirche in Celle, die Stadtkirche von Bückeburg, das Juleum in Helmstedt runden das Bild ab. Zahlreiche Stadt- und Dorfkirchen in dieser Gegend sind im Stil der Renaissance ausgestattet worden.


Blick vom Philosophenweg auf das Heidelberger SchlossIn Thüringen und Sachsen sind viele Kirchen und Schlösser im Stil der Renaissance erbaut worden. So zum Beispiel die Wilhelmsburg mit Schlosskapelle in Schmalkalden, die Stadtkirche von Rudolstadt, das Schloss in Gotha, das Rathaus in Leipzig, das Innere des Chorraums des Freiberger Domes, das Schloss in Dresden oder der Schönhof in Görlitz.

In Süddeutschland sind die Ruine des Heidelberger Schlosses, das Rathaus in Augsburg, teilweise die Residenz in München oder die Johannesburg in Aschaffenburg besonders erwähnenswert.

In Norddeutschland sind das Güstrower Schloss sowie die besonders reiche Innenausstattung der Stralsunder Nikolaikirche von Interesse.
Heidelberger_Schloss

Barock

Frauenkirche_Dresden_August_2004
Der Stil des Barocks ist im katholischen Deutschland in mehreren regionalen Stilrichtungen erhalten. Die bekanntesten Beispiele sind der pfälzische Barock, der bayerische Barock, der Dresdner Barock und der schwäbische Barock.

Bekannte Bauwerke des pfälzischen Barock sind die Würzburger Residenz mit dem Kaisersaal und dem Treppenhaus in Würzburg, die berühmte Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und das Schloss Weißenstein bei Pommersfelden. Die Hauptbaumeister waren Maximilian von Welsch, der berühmte Balthasar Neumann und Johann Lukas von Hildebrandt.

Bekannte Bauwerke des schwäbischen Barock sind das Schloss Ludwigsburg, die Benediktinerkirche Zwiefalten, die St. Peter- und Paulkirche Steinhausen, die der lieben Frau geweihte Kirche in Birnau. Die Hauptmeister sind Johann Baptist Zimmermann und Dominikus Zimmermann.

Bekannte Bauwerke des bayerischen Barock sind die Benediktinerkirche in Ottobeuren, die Asamkirche in München, die Wieskirche, das Kloster Weltenburg und das Kloster Ettal.

Bekannte Bauwerke des Dresdner Barock sind der Dresdner Zwinger, die Brühlsche Terrasse, die Augustusbrücke, die Hofkirche und die Dresdner Frauenkirche. Der Dresdner Barock beschränkte sich fast ausschließlich auf Dresden und Umgebung. Die Hauptmeister sind Matthäus Daniel Pöppelmann und Canaletto.

Andere bekannte barocke Bauwerke sind das Lustschloss Sanssouci sowie das Neue Palais in Potsdam, das Schloss Charlottenburg in Berlin und das Schloss Augustusburg in Brühl.


Architekten der Neuzeit
Berühmte Architekten der Neuzeit sind unter anderem der Neoklassiker Karl Friedrich Schinkel und Walter Gropius, der Gründer des Bauhaus sowie sein Nachfolger als Direktor des Bauhauses und eine der prägenden Gestalten der Architektur der Moderne, Ludwig Mies van der Rohe.

Wissenschaft

Deutschland war und ist das Heimatland von bedeutenden Forschern aus allen Bereichen der modernen Wissenschaften. So begründeten Albert Einstein und Max Planck mit ihren Theorien die wichtigsten Säulen der modernen Physik, auf denen beispielsweise Werner Heisenberg und Max Born weiter aufbauen konnten. Davor wirkten Physiker wie Hermann von Helmholtz, Joseph von Fraunhofer, Gabriel Daniel Fahrenheit oder Johannes Kepler. Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte und untersuchte die nach ihm benannten Strahlen, die heute eine wichtige Rolle u. a. in der medizinischen Diagnostik und der Werkstoffprüfung spielen, und wurde der erste Physik-Nobelpreisträger überhaupt. Heinrich Rudolf Hertz schrieb wichtige Arbeiten zur elektromagnetischen Strahlung, die für unsere heutige Telekommunikationstechnik maßgeblich sind.

Die Chemie wurde u. a. von Otto Hahn, Justus von Liebig und Robert Bunsen bereichert.

Mit ihren erfolgreichen Erfindungen sind Namen wie Johann Gutenberg, Nikolaus August Otto, Werner von Siemens, Wernher von Braun, Gottlieb Daimler, Carl Benz, Rudolf Diesel, Konrad Zuse, Johann Philipp Reis und Ferdinand Graf von Zeppelin in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen.

Auch viele bedeutende Mathematiker wurden in Deutschland geboren, wie Adam Riese, Friedrich Bessel, Richard Dedekind, Carl Friedrich Gauß, David Hilbert, Carl Gustav Jacob Jacobi, Felix Klein, Bernhard Riemann und Karl Weierstraß.

Weitere wichtige deutsche Forscher und Wissenschaftler sind Ernst Haeckel, Alexander von Humboldt, Hans Gerhard Creutzfeldt, Manfred von Ardenne, Robert Koch und Gottfried Leibniz.

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